Identitätspolitik als Trumpf der Anti-Trumpisten/Rückzug aus dem Unbehagen/Ferienparadies Vorurteil
Alle Siege im Kampf um Gleichheit wurden mit Identitätspolitik erstritten. Mit dieser Ansage positioniert sich Robin DiAngelo. Ihr Plural rekrutiert „das weiße Kollektiv“ als Trainingseinheit. Die Fragilen sollen aus der Vermeidung aussteigen, die Rückzüge in die Lagunen des Ressentiments (Ferien im Vorurteil) abbrechen und sich fit machen für eine „kritische Analyse weißer Identität“. Jetzt stehen die Weißen an der Wand der Zuschreibungen. Für den Fall, dass sie satisfaktionsfähig bleiben wollen, muss ihnen etwas anderes als Mimimi einfallen.
Wir leben in einer Zeit des Aufschwungs der neuen sozialen Bewegungen. Die (ob ihrer Mainstream-Kompatibilität) Privilegierten von gestern suchen auf ihren Pickelatollen nach höchstpersönlichen Merkmalen der Differenz, um im Festival der Diversität gleich wieder oben auf sein zu können. Während wir Jahrhunderte den Standards des weißen Mannes ausgesetzt waren, sucht der/die plietsche Weiße plötzlich den Anschluss an die Abweichung (von einer längst obsoleten Norm). – Und natürlich will die gewiefte Strategin die Deutungshoheit behalten. Sie weiß, sexy ist, wer die akademischen Abschlussberichte in den politischen Gremien präsentiert, um wieder „als Weiße zu Weißen zu sprechen“, egal wie migrantisch das Auditorium besetzt ist. Der Aufstieg der Einwanderer*innen weißt jede(n) ein.
Robin J. DiAngelo, „Wir müssen über Rassismus sprechen“, Hoffmann und Campe, auf Deutsch von Ulrike Bischoff, 224 Seiten, 25,-
„Auch Menschen, die sich nicht als weiß einstufen, finden dieses Buch vielleicht hilfreich, um zu verstehen, warum es häufig so schwierig ist, mit weißen Menschen über Rassismus zu sprechen.“
Wir wissen es schon lange: Rassismus steckt in allen, die auf vorgezeichneten Bahnen Karriere machen können. Rassismus entspricht dem Bild im Bild; der überstuckten Gravur; dem heimlichsten Schwur; dem, was da eingelassen ist, wo es Garantien zu geben scheint. Jede andere Menschenfeindlichkeit kommt aus diesem, keinesfalls jedem zugänglichen Labyrinth. Die Marken der Verachtung sind Wohlstands- und Teilhabeverteilungsschlüssel. Jeder perfekte weiße Mann einer anderen Ära musste den Schwarzen und die Frau in sich töten, bevor er ein Trump sein konnte. Das macht ihn jetzt so anfällig.
Anfällig macht ihn die Rentabilität seiner Sensibilität.
Bald mehr.