Malin will die Kurve ins Glück beim Schüleraustausch in Amerika kriegen. Heim kommt die Sechzehnjährige mit dem Bescheid:
„Nobody will want to date you.”
Malin Lindroth, „Ungebunden“, Piper, 112 Seiten, 12,-
Die Einflüsterungen einer „amerikanischen Hexe“ entfalten ihre Wahrheitskraft bei jeder Gelegenheit. Malin scheint vom Leben selbst geächtet zu sein.
Vier Jahre verbringt sie im Rahmen des heteronormativen Einerleis. Die Autorin hält sich mit der Beziehungsumgebung auf. Sie exponiert das Wesentliche. Jede Liebe schafft ein Milieu und erweitert die Spielräume. Das ist eine Funktion der Liebe. Deshalb fühlt sich die Alleinstehende so ausgesetzt und an den Flanken entblößt. Ständig wird sie auf ihr schmales Budget zurückgeworfen. Kurz gesagt, ihr fehlt der Rückhalt.
Dieser gesellschaftlich unerwünschte Zustand wird alle paar Jahre neu etikettiert. Lindroth sucht ihr Etikett, die passende Bezeichnung.
„Wer war ich? Single? Alleinstehend? Verrückte Katzenfrau?“
Die „alte Jungfer“ als Negativfigur steht nicht am Rand, sondern „unten in der patriarchalen Hackordnung. (Sie ist) der Abschaum des Patriarchats“.
Abdeckendes Verhalten
Manche täuschen Gesundheit vor, andere Wohlstand. Lindroth covert ihre Position mit dem geliehenen Repertoire der Familienfrau. Sie hält den Impuls für primitiv und verortet ihn da, wo die Vernunft nicht hinkommt.
Mir erscheint das abdeckende Verhalten so ursprünglich wie raffiniert. Warum mit der Tür ins Haus fallen? Warum auf die Lücke hinweisen?
Lindroth stemmt sich gegen die Heimlichkeit als einer Vorhut des Verstummens. Sie wähnt sich in der Tradition gekrümmter Ausgestoßener … blass der Teint, schwarz die Tracht. Sie weiß immerhin, dass das Bild Mythen und Vorurteile mischt.
Aber was weiß man schon von der seelischen Arbeitsteilung archaischer Gesellschaften. Das Wissen der Isolierten tropfte vielleicht wie Honig in die Massenmilch.