„Die Co-Piloten der Gesellschaft sind ihre ... Kranken und Künstler.“
Nach eigener Angabe teilt er mit dem Bruder „das Talent zur Analyse und Abstraktion“. Peter Fabjan, der Kür & Pflicht seines Lebens in einem Aktivraum des Bürgerlichen absolvierte, erinnert sich an den berühmten Bruder auf die denkbar seriöseste Weise. Fabjan will für sich nichts herausholen, sich nicht darstellen: das ist schon einmal schön.
Peter Fabjan, „Ein Leben an der Seite von Thomas Bernhard“, Rapport, Suhrkamp, 24,-
Bernhard bestand auch dem Bruder gegenüber auf Distanz. Gleichzeitig räumte er Peter familiäre Rechte ein. Bernhard bestellte Fabjan zu seinem Nachlassverwalter, auch weil der Künstler an dem Soliden dessen Zurückhaltung schätzte. „Er meinte, ich hätte damit eine zweite Karriere. Auf mein Warum antwortete er: Weil dir Geld nicht so wichtig ist.“
*
„Persönlichkeiten mit großer suggestiver Kraft können in Zeiten historischer Machtleere und Orientierungslosigkeit Menschen in den Abgrund reißen.“
Es reicht schon, wenn kleinere Lichter in ihren Grandiositätsphantasmen die eigene Familie hinrichten. Man muss gleichmäßig leben können, will man denn Verantwortung tragen. Auch Bernhard wurde der Verantwortung für sein Werk in einem ruhigen Dasein gerecht. Das exaltierte Programm ergab sich in Projektionen. Nicht er, sondern die Normalen gingen strache'esk in die Vollen und gaben Gas. Bernhard protokollierte lediglich den Gestank der Gesellschaftsblähungen. Er registrierte die Kolossalgroteske der ganz gewöhnlichen Bigotterie.
*
Der Chronist vermutet bei dem genialen Verwandten eine innere Taubheit. Bernhards Repertoire habe von „anerkennender Liebenswürdigkeit bis zur tiefen Verachtung“ oszilliert.
Aus der Ankündigung