Nach allem.
Neun Frauen und ein sehr junger Mann hatten sich im Weltkulturen Museum Frankfurt eingefunden, um sich schreibend und zeichnend mit Szenen aus ihrem Leben auseinanderzusetzen. Die Frauen, sämtlich Teilnehmerinnen des SABA-Stipendienprogramms der Crespo Foundation, kannten sich bereits, der junge Mann absolviert gerade sein freiwilliges soziales Jahr am Museum.
Eine freundliche Gruppe rund um den mit Schreib- und Malmaterialien bedeckten Tisch. Doch es dauerte nicht lange, bis sich zeigte, wie viel Leid sich hinter einigen der offenen Mienen verbarg.
Fluchterfahrungen. Verlust. Ausgrenzung.
Wir nahmen uns Zeit, uns über unsere Möglichkeiten klar zu werden, uns heranzutasten an die Ereignisse, die wir im Erinnerungsschlepptau haben. Wir waren tapfer. Stolz darauf, überlebt und Leben auch geboren zu haben. Einige entschlossen sich, die härtesten ihrer inneren Bilder aufs Papier zu bringen … Andere bevorzugten den Blick nach vorn.
Fragmentarisch zu bleiben ist keine leichte Entscheidung, vor allem, wenn die eigene Biographie so viele gewichtige Erinnerungen birgt, doch wir ermutigten uns zum Experiment, kombinierten unsere Zeichnungen mit kurzen Sätzen, öffneten Assoziationsräume. Lösten uns von der Idee, vollständige Geschichten erzählen zu müssen,
Der größere Teil der Gruppe hatte in der Vergangenheit eher Verdruss als Genuss beim Umgang mit der deutschen Schriftsprache erlebt – wie befreiend fühlte es sich dagegen an, Erinnerungen in Form einfacher Scribbles zu Papier zu bringen!
Nachdem der Kunstanspruch vom Tisch war, entstanden Zeichnungen fast wie von Kinderhand. Die Stifte waren noch etwas ungelenk, aber diese – Haltung!
In den entstandenen Bildergeschichten zeigt sich ein Expressionswillen, der weit über die Kapazitäten eines einzelnen Workshops hinausreicht.
Doch bei diesem einen soll es ja nicht bleiben.
Phyllis Kiehl l(Mitte) leitete den Comic-Workshop im Weltkulturen Museum Frankfurt am Main.
Foto: Alexander Paul Englert
TeilnehmerInnen des ersten TEXTLAND-Comic-Workshops vom 20. bis 21. Juni 2018.
Foto: Alexander Paul Englert
Je früher desto besser ...
Foto: Alexander Paul Englert
Erste Ergebnisse.
Foto: Alexander Paul Englert
Bei der Arbeit.
Foto: Phyllis Kiehl
Zukunft
Foto: Phyllis Kiehl
Foto: Alexander Paul Englert
Foto: Alexander Paul Englert
Foto: Phyllis Kiehl
Die autobiographisch angelegten Text & Bild Workshops richten sich an (junge) Menschen in Frankfurt und Umgebung, deren Spracherfahrungen durch kulturell unterschiedliche Einflüsse geprägt sind. Das Angebot besteht aus einem unkonventionellen, vor allem aber nicht defizitär ausgelegten Umgang mit der deutschen Sprache: Wer bin ich, wer war ich, was habe ich zu erzählen?
Gewinnbringende Wortschatzerkundungen und sprachliche Ausdrucksformen werden mit konkret erlernten Techniken bildnerisch umgesetzt.
Der erste Workshop fand unter der Leitung von Phyllis Kiehl am 20. und 21. Juni 2018 im Weltkulturen Museum Frankfurt statt. Im Workshop wurden Techniken vermittelt, wie Szenen aus dem Leben oder der Phantasie in Form einer Bildergeschichte auf Papier dargestellt werden können.
Textland in Kooperation mit dem Weltkulturen Museum Frankfurt.
Wir bedanken uns herzlich für die Kooperation mit Cora Stein von der Crespo Foundation und freuen uns über die zahlreichen Anmeldungen zum Workshop unter den SABA Stipendiatinnen.