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Textland 2024:
Humor als Widerstand

TERMIN:
Freitag, 6. Dezember 2024, 17:00–22:00 Uhr
Samstag, 7. Dezember 2024,  17:00–22:00 Uhr

ORT:
Literaturhaus Frankfurt, Schöne Aussicht 2, 60311 Frankfurt am Main

EINTRITT:
Freitag, 6.12.: 12 €, erm. 8 €
Samstag, 7.12.: 12 €, erm. 8 €
Dauerkarte: 20 €, erm. 15 €

TICKETS online, im Vorverkauf, über die telefonische Karten-Hotline 069/90283986 (AD-Ticket) oder an der Einlasskasse des Literaturhauses Frankfurt.

Textland setzt sich mit der dynamischen Entwicklung von Literatur in unseren pluralen Lebenswelten auseinander. In einer Zeit sich zuspitzender Frontenbildung gesellschaftlicher und politischer Lager folgt das Literaturfest in diesem Jahr dem Motto „Humor als Widerstand“. Autorinnen und Autoren unterschiedlicher Genres zeigen an zwei Tagen, wie der Einsatz von Humor in Prosa, Lyrik und Performance-Kunst positive Gesprächsdynamiken zu fördern vermag.


FREITAG, 6. Dezember 2024 ab 17:00 Uhr

FREITAG, 6. Dezember 2024

17:00 Uhr (Einlass ab 16:30 Uhr)

Lena Gorelik (Foto: Charlotte Troll)
Jella Haase (Foto: Stefan Klüter)

17:10 Uhr

Lena Gorelik und Jella Haase: Der komische Kafka

Vor hundert Jahren ist Franz Kafka gestorben, der auch ein großartiger Witzeerzähler war. Wie berichtet wird musste er etwa die Lesung seines Romans „Der Prozess“ wegen Lachanfällen immer wieder unterbrechen. „Des Scherzens und Lachens war kein Ende“, schrieb sein Freund Max Brod. Kafkas Komik ist stets von hintersinniger Qualität, die den Abgrund unter sich weiß und aus der Verzweiflung geboren wird. Humor war für ihn ein Akt des Widerstands gegen Angst und Beängstigendes, ein Mittel, um in einer engen Welt bei Sinnen zu bleiben. Kafka folgte der Devise: „Verbringe die Zeit nicht mit der Suche nach einem Hindernis, vielleicht ist keins da.“

Die Schriftstellerin Lena Gorelik beleuchtet Kafkas Humor mit Stellen aus seinen Werken, die uns zum Lachen bringen obwohl sie eigentlich nicht zum Lachen sind. Sie blendet dabei weder sein ambivalentes Verhältnis zum Jüdischsein aus noch die Tatsache, dass wir Kafka unter dem Eindruck eines noch immer existierenden Antisemitismus lesen. Lena Gorelik breitet Kafkas groteskem Humor den fliegenden Teppich aus, auf dem die Schauspielerin Jella Haase Platz nehmen und mitfliegen wird. Kaum eine andere Stimme als ihre kann Kafkas Lachen besser zum Funkeln bringen. (Mit Dank an Insa Wilke)


Dana von Suffrin (Foto: Tara Wolff)
Leon Joskowitz (Foto: Michael Faust)

19:00 Uhr

Dana von Suffrin: „Nochmal von vorne“
Moderation: Leon Joskowitz

In ihrem Roman „Nochmal von vorne“ erzählt Dana von Suffrin von einer deutsch-jüdischen Familie, in der es nur Fliehkräfte zu geben scheint. Vor allem nach dem Tod des Vaters kommt für Tochter Rosa vieles in Bewegung, das sie lieber unter der Oberfläche behalten hätte. Mit rabenschwarzem Humor führt die Autorin die Nachwirkungen eines ganzen Jahrhunderts voller Gewalt und Vertreibung wie auch die Beziehung von zwei Schwestern vor Augen, die sich entzweien und wieder versöhnen, weil es etwas gibt, das nur sie aneinander verstehen.


Julia Mantel (Foto: A. P. Englert)
Martin Piekar (Foto: Ch. Werndt)
Alexandru Bulucz (Foto: R. v. Mangoldt)

19:50 Uhr

Lyriksession: Livestream mit Bisswunde – Martin Piekar meets Julia Mantel
Moderation: Alexandru Bulucz

Es heißt häufig, diese oder jene Poesie sei voller Sprachwitz, als herrschte Konsens über die Bedeutung dieser Zuschreibung. Was also ist Sprachwitz, mit welchen rhetorischen Techniken lässt er sich herstellen, wann ist er literarisch angebracht? Ist damit etwa Esprit gemeint? Lust und Lustiges? Gar Humor? Das Wort „Humor“ stammt aus dem Lateinischen und heißt so viel wie „Feuchtigkeit“. Es bezeichnet ursprünglich die vier elementaren Körpersäfte (hūmorēs), die jedem Lebewesen eigen sind und die Temperamente cholerisch, phlegmatisch, sanguinisch und melancholisch ergeben.

Martin Piekar und Julia Mantel haben in diesem Jahr neue Gedichtbände veröffentlicht und werden die Türen ihrer poetischen Spracherfahrungswelten weit aufreißen. Mit Alexandru Bulucz (Moderation) werden sie auch Konzepte des Sprachwitzes besprechen. Damit treffen „Livestream & Leichen“ auf die „Autobiografie einer Bisswunde“ – eine „Revolte gegen das alltagshermeneutische Diktat seichter Selbstverständlichkeit“ (Christina Lenz) auf „Kurzgeschichten in Gedichtform, in denen oft Alltägliches ins Surreale kippt oder in ein Augenzwinkern oder eine Verzweiflung an der Welt“ (Gerrit Wustmann).


Noemi Somalvico (Foto: Tomas Wuethrich)
Sonja Yakovleva (Foto: Robert Schittko)

20:30 Uhr

Noemi Somalvico: „Das Herz wirft in der Brust keinen Schatten“
Moderation: Sonja Yakovleva

Noemi Somalvico kreist in ihrem Roman „Das Herz wirft in der Brust keinen Schatten“ um das Gefühlschaos zwischen romantischen Beziehungen, um Anfang und Ende von Zärtlichkeit, um Sehen, Küssen, Beißen und Spionieren. Noemi Somalvico schreibt „so erfrischend über das Lieben, dass man laut herauslachen möchte“, kommentiert Rezensentin Lea Siedler das Werk.


Jakob Nolte (Foto: Stefan Klüter)
Miryam Schellbach (Foto: Holger Priedemuth)

21:15 Uhr

Tragikomische Absurditäten
Jakob Nolte im Gespräch mit Miryam Schellbach

In seinen Romanen besticht Jakob Nolte mit „cartooneskem Humor, tragikomischen Absurditäten und Ironie“. Sein Debüt ALFF erhielt denn auch postwendend den Kunstpreis Literatur, seine europaweit aufgeführten Theaterstücke wurden gleich mehrfach prämiert. Wie er in seinem jüngsten Roman „Die Frau mit den vier Armen“ in „surrealistischen, kurzen, cineastischen Szenen“ von ruppigen Frauen und traurigen verklemmten jungen Männern erzählt, hat Rezensentin Susanne Romanowski völlig begeistert. Mit Miryam Schellbach tauscht sich Jakob Nolte daüber aus, welche Bedeutung der Humor für das Wesen seiner literarischen Charaktere besitzt.

 


SAMSTAG, 7. Dezember 2024 ab 17:00 Uhr

SAMSTAG, 7. Dezember 2024

17:00 Uhr (Einlass ab 16:30 Uhr)

Jovana Reisinger (Foto: Sophie Wanninger)
Miryam Schellbach (Foto: Holger Priedemuth)

17:00 Uhr

Jovana Reisinger: „Pleasure“
Moderation: Miryam Schellbach

In ihrem jüngsten Werk „Pleasure“ unternimmt Jovana Reisinger eine atemberaubend Tour de Force durch die Luxus-Triade. Es geht um Kitsch, Glamour und Trash, um Körper und Identitäten, um Strass, Klasse und künstliche Fingernägel. Wie die Autorin und Filmemacherin Katja Eichinger bescheinigt, schildert Jovana Reisinger „höchst amüsant und intelligent das feministische Lebensgefühl einer neuen Generation, die sich ein Recht auf Widersprüche vorbehält“.


Paul Bokowski (Foto: Benjamin Zibner)
Fatima Moumouni (Foto: Yves Bachmann)
Aileen Schneider (Foto: Lukas Anton)

18:00 Uhr

Spoken-Word-Performances: Paul Bokowski | Fatima Moumouni | Aileen Schneider
Moderation: Aileen Schneider

Der Autor und Vorleser Paul Bokowski gehört seit vielen Jahren zur Speerspitze der Deutschen Lesebühnenszene. Die Kolumnistin und Moderatorin Fatima Moumouni ist mit Shows auf verschiedenen Bühnen präsent und moderiert Gesprächsreihen zu Rassismus, Islamfeindlichkeit und die überholten kolonialistischen Geschichtsbilder „alter weißer" Männer. Die Opernregisseurin Aileen Schneider hat Superheldinnen-Charaktere geschaffen, die zwischenmenschliche Vorgänge und Emotionen mit augenzwinkernder Gesellschaftskritik ergründen.


Tijan Sila (Foto: Christian Werner)
Maryam Aras (Foto: Fatima Khan)

19:30 Uhr

Tijan Sila: „Radio Sarajevo“
Moderation: Maryam Aras

Der diesjährige Bachmann-Preisträger Tijan Sila lässt in „Radio Sarajevo“ seine Kindheit Revue passieren. Als Sarajevo in Flammen steht wird aus dem Jungen ein junger Mann der zu überleben lernt. Der autobiographische Roman erzählt davon, wie Dichter zu Mördern werden und Mörder zu Helden, erzählt von Menschen, denen jede Menschlichkeit genommen wurde. „Dieses Buch pflegt eine Qualität, die selten ist in der deutschsprachigen Literatur: das Tragikomische“, hob Philipp Tingler im Literarischen Quartett hervor.

 


Barbi Marković (Foto: Apollonia T. Bitzan)
Maryam Aras (Foto: Fatima Khan)

20:10 Uhr

Barbi Markovic: „Minihorror“
Moderation: Maryam Aras

In „Minihorror“ nimmt Barbi Marković zu den Abenteuern von Mini und Miki im Wiener Alltag mit. Als Fremde bemühen sie sich dazuzugehören und alles richtig zu machen, werden aber trotzdem von Monstern, Katastrophen und Schwierigkeiten verfolgt. Die diesjährige Empfängerin des Leipziger Buchmesse-Preises beleuchtet in „Minihorror“ die großen und kleinen Albträume des Mittelstands, die Abgründe, die sich im Alltag öffnen und nicht mehr schließen wollen. „Ein innovatives, zynisches und höchst amüsantes Buch“, findet Rezensentin Jolinde Hüchtker.

Arno Camenisch (Foto: Janosch Abel)
Tsovinar Suflyan (Foto: Tobias Epp)

21:00 Uhr

Spoken Word Konzert: Arno Camenisch liest

„Seine Lesungen sind Kult.“ Hessischer Rundfunk

Der Bündner Autor und Performer Arno Camenisch spielt einen exklusiven Auftritt mit Spoken Word Texten – frische, witzige und tiefgründige Geschichten mitten aus dem Leben gegriffen, die einem direkt ans Herz gehen, und wenn er liest, tut er dies auf seine ihm ganz eigene Art, in seinem unvergleichlichen, humorvollen «Camenisch-Sound». Auf der Bühne wird Camenisch von der Pianistin Tsovinar Suflyan begleitet, und durch die Musik werden Camenischs Texte zu Songs und der Auftritt zu einem Konzert – ein unvergessliches Erlebnis!

Am Klavier: Tsovinar Suflyan


Büchertisch der Autorenbuchhandlung Marx & Co.

Catering im Foyer


Veranstalter: Förderkreis Frankfurt e. V. – Kultur & Diskurs

Ort: Literaturhaus Frankfurt.

Gefördert vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der Crespo Foundation sowie dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.