Nach dem Textland Salon. Macht.Worte.Widerworte – Sprechen über Rassismus am Vorabend, findet das ganztägige Textland Literaturfest 2020 in Zusammenarbeit mit dem Schauspiel Frankfurt und dem Berliner Autor Max Czollek statt, der als Ko-Kurator – im Rahmen seiner bundesweiten „Tage der Jüdisch-Muslimischen Leitkultur (TdJML)“* – den thematischen Fokus über Prosa und Lyrik hinaus auch auf das Theater erweitert.
Sie können Teile des Textland Literaturfests im Livestream verfolgen:
TITEL Textland Literaturfest – Wehrhafte Kunst**
TERMIN Samstag, 24. Oktober 2020, 11 bis 21 Uhr
ORT ab 11 Uhr Schauspiel Frankfurt, Willy-Brandt-Platz, 60311 Frankfurt/M. – Großer Saal
ORT ab 15 Uhr Naxoshalle, Waldschmidtstraße 19, 60316 Frankfurt/M.
EINTRITT Für die ganztägige Veranstaltung beträgt der Eintritt 18 Euro, ermäßigt 8 Euro.
TICKETS Die Anmeldung erfolgt über www.schauspielfrankfurt.de online oder vor Ort.
PROGRAMMABLAUF:
Schauspiel Frankfurt
Einlass ab 10 Uhr
11 Uhr
Begrüßung Katja Herlemann und Leon Joskowitz
Der Kurzfilm »Jews News Today« wird gezeigt.
Anschließend:
Panel I:
Impulsvortrag von Max Czollek: Wehrhafte Kunst: Neue Narrative und Kritik
Im 30. Jahr der sogenannten Wiedervereinigung, im 20. Jahr des Debattierens einer „deutschen Leitkultur“ und im 10. Jahr seit Erscheinen von Sarrazins Kampfschrift eines neovölkischen Denkens geht es darum, die deutsche Gesellschaft so zu denken, wie sie heute schon ist: als eine Gesellschaft radikaler Vielfalt. Dabei wird die Kunst als Ort ernst genommen, an dem diese neue Realität gedacht und umgesetzt wird. Max Czollek sei, gibt Jamal Tuschick als dessen Berufsbezeichnung an, „Chefingenieur einer jüdisch-muslimisch-feministisch-queeren Leitkultur, mithin einer von jenen, die der Mehrheitsgesellschaft die Marginalisierungswerkzeuge ganz einfach aus der Hand nehmen wollen.“
Panel II:
Podiumsdiskussion: Literatur und die Gesellschaft radikaler Vielfalt: Positionen aus Prosa, Theater und Lyrik
Teilnehmende:
Nuran David Calis (Perspektive Theater)
Daniela Seel (Perspektive Lyrik und Literatur)
Senthuran Varatharajah (Perspektive Literatur und Essay)
Moderation:
Katja Herlemann und Max Czollek
In einer Podiumsdiskussion kommen Perspektiven aus unterschiedlichen künstlerischen Feldern zusammen. Im Zentrum stehen die Fragen: Ist Literatur und Theater Realisierung der Möglichkeit des Neuen, Ausdruck einer Gesellschaft der radikalen Vielfalt? Oder ist sie ein Symptom der Trägheit politischer und kultureller Konzepte und hat sie damit Anteil am Verfehlen der Gegenwart?
– Ende des Programms im Schauspiel Frankfurt. Wir ziehen weiter in die Naxoshalle. –
Naxoshalle
Einlass ab 14 Uhr
15 Uhr
Begrüßung Katja Herlemann und Leon Joskowitz
Panel III:
Dramatische Literatur und emanzipatives Theater
Texte der Theaterautor*innen werden in Lesungen und/oder szenischen Darstellungen von Ensemblemitgliedern des Schauspiel Frankfurt vorgetragen. Gespräche mit den Teilnehmenden schließen sich an.
Necati Öziri
Tucké Royale
Gerhild Steinbuch
Moderation und Gespräche: Rebecca Ajnwojner
In den letzten Jahren sind eine Reihe neuer Theaterarbeiten entstanden, die ausdrücklich auf die gesellschaftliche Gegenwart reagieren, sie aufnehmen und verarbeiten. Zusätzlich hat auch die Dichte an Diskursreihen an den deutschsprachigen Theatern unübersehbar zugenommen. Erleben wir eine Politisierung des Theaters? Oder wird dabei nur abgebildet, was das Theater eigentlich schon immer ausgemacht hat? Diese Fragen stehen im Fokus einer Begegnung ganz unterschiedlicher Positionen von Autor*innenschaft im Theater.
Szenische Lesungen von Auszügen aus:
„Die Verlobung in St. Domingo –
Ein Widerspruch“ (Necati Öziri)
„Mit Dolores habt ihr nicht gerechnet“
(Tucké Royale)
„Was glänzt“ (Gerhild Steinbuch)
Einrichtung: Lea Gockel
Mit Jonathan Lutz, Nora Solcher, Mark Tumba, Sabah Zora aus dem Ensemble und dem Studiojahr des Schauspiel Frankfurt
ca. 17 Uhr
Panel IV:
Vielfalt ohne Einheit: Erinnerungsnarrative in der Prosa
Lesungen aus den aktuellen Romanen und Gespräche mit den Teilnehmenden:
Marina Frenk
Ronya Othmann
Deniz Utlu
Olivia Wenzel – Performance mit Malu Peeters
Moderation und Gespräche: Miryam Schellbach
Die Prosa ist in Bewegung gekommen. Unübersehbar ist sie zum Ort für die Geschichte derjenigen geworden, deren Perspektiven in der offiziellen Erzählung oftmals vergessen oder verdrängt werden. Dabei nimmt das erinnernde Erzählen einen wichtigen Platz ein – wobei der Grad der Fiktionalisierung des Geschehens eine offene Frage bleibt, der dieses Panel unter anderem nachgehen wird.
Marina Frenk liest aus ihrem Debüt „ewig her und gar nicht wahr“), einen bildreichen Roman über Familie und Herkunft, „der die Folgen der Entwurzelung auch auf nachfolgende Generationen spürbar macht.“ (LiteraturReich)
Deniz Utlu liest aus seinem Roman „Gegen Morgen“, in dem er einen „so eigenen, einen poetischen, einen schwebenden und doch welthaltigen Ton gefunden hat …“ (Miriam Zeh)
Olivia Wenzel präsentiert, zusammen mit der Soundkünstlerin Malu Peeters, eine Performance aus Lesung und Soundscapes zu ihrem Roman „1000 Serpentinen Angst“.
Ronya Othmann, die Gewinnerin des Publikumspreises des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs (2019), liest aus ihrem ergreifenden Debüt „Die Sommer“ über die Zerissenheit zwischen zwei Welten.
ca. 19 Uhr
Panel V:
Wehrhafte Poesie und poetische Wehrhaftigkeit
Poetische Lesungen der Teilnehmenden:
Alexandru Bulucz
Max Czollek
Sandra Gugic
Lea Schneider
Moderation: Miryam Schellbach und Rebecca Ajnwojner
Die Lyrik hat es besonders schwer, wenn es um einen Gesellschaftsbezug geht. Hartnäckig hält sich die Behauptung, mit dem Adjektiv politisch hafte Gedichten zugleich etwas Vulgäres an, was sie weniger erhaben, weniger glänzend und lyrisch mache. Ein Blick auf die deutschsprachige Lyrik zeigt, dass diese Perspektive nicht der Realität entspricht. Dass beides geht: eine Befasstheit mit drängenden Fragen der Gegenwart – und eine Literarizität, die in nichts dahinter zurücksteht. Die Lesung wehrhafter Poesie bildet den Abschluss des Textland Literaturfestes 2020.
Die Lyriker*innen lesen aus ihren neuen Gedichtbänden: Alexandru Bulucz aus „was Petersilie über die Seele weiß“, Max Czollek aus „Grenzwerte“, Sandra Gugić aus „Protokolle der Gegenwart“ und Lea Schneider aus ihren lyrischen Essays „made in china“.
* Die Tage der Jüdisch-Muslimischen Leitkultur, kuratiert von Max Czollek, finden vom
3. Oktober bis 9. November 2020 in Theatern und Institutionen im gesamten deutschsprachigen Raum statt. Im 30. Jahr der sogenannten Wiedervereinigung, 20. Jahr des Debattierens einer „deutschen Leitkultur“ und 10. Jahr seit Erscheinen von Sarrazins Kampfschrift eines neovölkischen Denkens geht es darum, die deutsche Gesellschaft so zu denken, wie sie heute schon ist: als eine Gesellschaft radikaler Vielfalt. Dabei wird die Kunst als Ort ernst genommen, an dem diese neue Realität gedacht und umgesetzt wird. Das Projekt befindet sich in Trägerschaft der Leo Baeck Foundation und wird von der Bundeszentrale für politische Bildung und der Allianz Kulturstiftung gefördert.
** Wehrhafte Kunst – Mit politischen Kampfbegriffen wie „Heimat“ oder „Leitkultur“ hat sich Max Czollek schon in seiner Polemik „Desintegriert euch!“ (2018) auseinandergesetzt. Diese kritische Reflexion schreibt er in seiner neuerlichen Streitschrift „Gegenwartsbewältigung“ (2020) fort Ganz in diesem Sinne versteht er das diesjährige Festival als „Ort des Widerstands“ und erwartet von Textland 2020 eine „explorative Studie in Sachen wehrhafter Kunst“.
Sie auch die Corona-Schutzmaßnahmen:
Livestream während des ganzen Tages (Link wird noch bekannt gegeben).
Siehe auch den Textland Salon am Vorabend.
Textland in Kooperation mit dem Schauspiel Frankfurt und dem Studio Naxos.
Gefördert vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst sowie dem Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main.
In Kooperation mit dem Schauspiel Frankfurt
Siehe Förderer & Partner.