Betreff: Lob
Zu meiner Besprechung von Dilek Mayatürks Gedichtband "Brache" auf Tuschicks Textland schreibt Thomas Rohde aus der Presseleitung des Carl Hanser Verlags
Toll!! Danke!
„Andere Menschen dürfen einfach Sport machen. Ich muss mich immer doppelt beweisen. Ich kämpfe nicht nur im Ring, ich kämpfe um mein Recht.“
Sie wirbelt Staub auf; in der bouncenden Sonne leuchtet der Staub wie ein pulverisierter Regenbogen. Sie springt Seil in der Spandauer Bruno-Gehrke-Halle.
„Im westlichsten Westberlin. Die Fahrt (von Kreuzberg dauerte) eine Ewigkeit, wie kann das noch Berlin sein“.
Failure is not an option
Die Boxerin findet (zum ersten Mal an diesem Tag) ihre Ruhe im alten Westen. Sie liebt das Bouquet gerösteter Sonnenblumenkerne in einem warmen Sommerregen. Aber jetzt verliert sich der Urban Flow allmählich in der Kulisse, Zeina Nassar arbeitet sich in die Konzentration, Sie strebt zur totalen Fokussierung. Sie schwitzt sich in einen Wahrnehmungstunnel.
Zeina Nassar, „Dream Big. Wie ich mich als Boxerin gegen alle Regeln durchsetzte“, hanserblau, 15,-
Hinter Zeina Nassar liegt ein Jahr der Vorbereitung. Nicht wenige halten sie für unschlagbar. Im Training zeigt sich ihr keine mehr gewachsen. Aber im Jetzt der kommenden Entscheidung steht die amtierender Stadtmeisterin mit einem Rekord von fünf Gefechten im Talking-Hands-Modus mehr als die Herausforderin. (Zeina Nassar ist fünfzehn und steht vor ihrem ersten offiziellen Wettkampf.)
Egal. Der Augenblick ist magisch. Zeinar Nassar fühlt sich magisch und ein bisschen mau. Sie setzt auf ihren „Siegeswillen“. Whatever it takes, sie hat es in sich. Sie spürt den Spirit und die Power.
Sie ist bereit.
Es läuft nicht ganz so wie erwartet. Die Kontrahentin spielt ihre Erfahrung aus. Die Zusatzbelastungen einer öffentlichen Konkurrenz mit parteiischem Publikum und anderen Unwägbarkeiten, die es im Entrenous des Sparrings nicht gibt, üben einen unbekannten Druck auf die Debütantin aus.
Das große Wir
Fragt man Zeina Nassar, woher sie kommt, ist Berlin die einzige richtige Antwort. Sie ist eine Kreuzbergerin wie aus einem Bilderbuch der Zeitgenossenschaft. Die Autorin erwähnt libanesische Wurzeln und einen deutschen Pass. Und fertig ist die Laube. Ein kolossaler Plural ergibt sich in dieser Konstellation.
Ein Wort zum Hijab.
„Ich grenze mich nicht selbst aus. Ich möchte das Kopftuch tragen, und ich möchte boxen, weil ich Sport liebe.“
Bei den Nassars gibt es „jeden Sonntag ... Manakish, eine Art libanesische Minipizza“, und Weihnachten kommt eine Gans auf den Tisch. Ja, Weihnachten. Ja, Gans.
Morgen mehr.