Die deutsche Realität ist eine pluralistische geworden: Wer „WIR“ sind, wird täglich neu verhandelt. Wie und ob die Gleichzeitigkeit der kulturellen und religiösen Lebenswelten zur Normalität werden kann, wird derzeit kontrovers diskutiert. Dabei ist dieser Diskurs über Identität, Zugehörigkeit, Mitbestimmung und soziale Gerechtigkeit selbst Ausdruck einer Neuausrichtung. Ein neues WIR steht im Raum.
In Impulsvorträgen, Gesprächen und Lesungen zeigt Textland IV – Tanz um das goldene WIR, wie eine plurale und polykulturelle Welt radikal gedacht und gelebt werden kann. An vier Abenden werden aktuelle Themen aus Literatur und Journalismus angehört und diskutiert und unterschiedliche WIR-Stimmen über die heutige deutsche Normalität sichtbar gemacht.
Das Festival findet an vier Abenden im Literaturhaus Frankfurt statt (Hybridveranstaltungen).
TERMINE
Mittwoch, 27. Oktober 2021, 19:30
Mittwoch, 3. November 2021, 19:30
Mittwoch, 10. November 2021, 19:30
Mittwoch, 17. November 2021, 19:30
ORT
Literaturhaus Frankfurt, Schöne Aussicht 2, 60311 Frankfurt/M.
EINTRITT
Saalticket für eine Veranstaltung beträgt 9 Euro, ermäßigt 6 Euro
Streamingticket 5 Euro
TICKETS
Die Anmeldung erfolgt über das Literaturhaus Frankfurt online oder vor Ort.
Über 30 Jahre nach der Wiedervereinigung von BRD und DDR spielt die geografische Herkunft noch immer eine Rolle. Es besteht ein Dominanzverhältnis, in dem Ostdeutschsein häufig als Abweichung von einer Norm wahrgenommen wird. Ostdeutsche erleben Diskriminierung, Marginalisierung, Abwertung und Stigmatisierung. Ostdeutsche und Westdeutsche bleiben füreinander immer noch die „Anderen“. Warum die Ost-West-Differenz bis heute eine Strukturkategorie bildet, welche alten Narrative dafür verantwortlich sind und welche neuen Geschichten schon erzählt werden, wird Thema der ersten Veranstaltung von Textland IV sein.
Im Impulsvortrag spricht die Schriftstellerin und Journalistin Jana Hensel über kümmernde Westdeutsche, Ostquoten und das ostdeutsche Erwachen.
Lesungen: Clemens Meyer, Max Czollek, Stella Leder
Im Anschluss ein Gespräch mit allen Gästen.
Moderation: Leon Joskowitz und Miryam Schellbach
Das Bewusstsein für die soziale Ungleichheit in unserem Land ist gewachsen. Doch damit ist nichts gelöst. Die Sisyphosaufgabe, die die Herstellung einer gleichberechtigten Gesellschaft bedeutet, wird jetzt erst in ihrem ganzen Ausmaß sichtbar.
Neue Geschichten, die etablierte rassistische Strukturen im Denken aufzeigen und hinterfragen, treten an diesem Abend auf die Bühne. Stimmen, die wissen, worüber sie schreiben, und deswegen prädestiniert dafür sind, Wege aufzuzeigen, wie dieses Denken verlernt werden kann.
Im Impulsvortrag erklärt der Journalist und Autor Mohamed Amjahid den Widerstand gegen emanzipatorische Diskurse in Deutschland und denkt darüber nach, „alles noch mal neu zu sortieren und in einen Dialog zu treten, damit eine inklusivere Gesellschaft dabei rauskommt“.
Lesungen: Shida Bazyar, Elisa Diallo
Im Anschluss ein Gespräch mit allen Gästen.
Moderation: Leon Joskowitz und Miryam Schellbach
Kaum etwas normiert den Alltag so stark wie Geschlechterverhältnisse. Die Veranstaltung „Wie WIR lieben“ thematisiert den modernen Mythos Liebe in seinen unterschiedlichsten Ausprägungen, erzählt von einem Geschlechterwechsel (Nora Eckert) und fragt, wie queere Identität und die Idee radikaler Zärtlichkeit neue Formen der Liebe und des sozialen Miteinanders anregen können.
Im Impulsvortrag plädiert die Journalistin und Autorin Şeyda Kurt dafür, neue Wege abseits der Liebesnormen auszuprobieren.
Es lesen und diskutieren:Nora Eckert und Sarah Speck
Moderation: Leon Joskowitz und Miryam Schellbach
Die neue gesellschaftliche Vielfalt ist keine bloße Ansammlung unterschiedlicher Kulturen und Religionen, keine einfache Addition, denn „Die Pluralisierung verändert uns alle“ (Isolde Charim). Sie verändert den Bezug zur Gemeinschaft und zur eigenen Identität. Das nationale Phantasma einer totalen Zugehörigkeit zu nur einer Gesellschaft ist historisch überholt. Es gibt kein Zurück in eine „gute alte Zeit“.
Und was kommt jetzt? Sind wir alle nur noch verschieden? Wo lassen sich Synergien, Ähnlichkeiten und Sympathien finden oder ansiedeln, und auf welche Gemeinsamkeiten kann man bauen, um dem feindseligen und chaotischen Nebeneinander entgegenzuwirken. Am letzten Abend von Textland IV wird u.a. dem innovativen Potenzial der Geschwisterreligionen Judentum und Islam für die Gesamtgesellschaft nachgespürt.
Im Impulsvortrag erklärt uns der Religionsphilosoph und Autor Ahmad Milad Karimi, wie es gelingen kann, dass die Religionen miteinander leben und arbeiten – ohne das Trennende dabei zu vergessen. Denn erst durch die Trennung ist das Eigene sichtbar.
Lesungen: Doron Rabinovici, Deniz Utlu
Im Anschluss ein Gespräch mit allen Gästen.
Moderation: Leon Joskowitz und Miryam Schellbach
Textland in Kooperation mit dem Literaturhaus Frankfurt.
Gefördert vom Kulturfonds Frankfurt RheinMain und dem Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main.
In Kooperation mit dem Literaturhaus Frankfurt
Siehe Förderer & Partner.